Zur Methode

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Familienstellen - Zur Methode

Ursprung und Entwicklung des Verfahrens
Bert Hellinger hat das Familienstellen als ein Verfahren der systemisch-phänomenologischen Kurzzeittherapie unter Einbezug anderer Methoden, wie z.B. Familienskulptur, NLP, Rebirthing, Bonding, Transaktionsanalyse und anderen entwickelt.
In jüngerer Zeit kamen zum "klassischen" Familienstellen die "Bewegungen der Seele" hinzu, ein "Schauen" auf einer tieferen Ebene der Gruppenseele, das weit gehend ohne Sprache und Eingreifen des Leiters abläuft.

Leben in Kraft
Ebenso wie eine Pflanze Wurzeln braucht, um zu wachsen, so braucht der Mensch die Verwurzelung in seiner Familie, seiner Gruppe und in seinem Land. Sind diese Wurzeln schwach oder fehlen sie, fehlt auch die Energie, um im Leben voran zu gehen.
Oft sind wir auch in blinder Kinderliebe durch Leid und Verstrickung verbunden mit den Eltern, Geschwistern oder früheren Ahnen. Wir scheinen zwanghaft ein Leben zu leben, das nicht das unsere ist.
Durch Familienaufstellungen kann die blinde Liebe sich wandeln zu sehender Liebe, die Raum lässt für das eigene Leben. Die Wiederverwurzelung in der eigenen Familie kann nun gelingen.

Abschied und Neubeginn
Ohne einen Abschied gibt es keinen Neubeginn, ohne Verzicht keinen Gewinn. Doch oft gibt es Verstrickungen und unsichtbare Bindungen, die uns festhalten, einen zeitgemäßen Abschied erschweren und Fortschritt fast unmöglich machen.
Eine Aufstellung bringt mein inneres Bild nach außen und Überraschendes kann ans Licht kommen. Verstrickungen können auf diese Art liebevoll gelöst werden.

Verschiedene Formen der therapeutischen Aufstellungsarbeit
Therapeutische Aufstellungsarbeit ist in Seminarform und in Einzelarbeit möglich.
Es können nicht nur Familienmitglieder, sondern auch abstrakte Elemente, Körpersymptome, Gefühle, Ziele oder Anderes aufgestellt werden.

Die Lebenden und die Toten
Das Familienstellen ist eine Arbeit, die uns auch wieder in liebevollen Kontakt mit Verstorbenen bringen kann. Früh verstorbene Familienmitglieder beispielsweise sind oft, nachdem sie gewürdigt und gesehen werden, eine Quelle der Kraft für die Lebenden.

Eltern und Kind, Paar, Familie
Kinder drücken oft etwas aus, was im Familiensystem in Unordnung geraten ist. Die von Bert Hellinger gefundenen "Ordnungen der Liebe" bringen mehr Friede und Gelassenheit in das Familienleben.
Probleme mit dem Partner, den Eltern, den Mitmenschen oder den Kindern und der Schule können sicht- und lösbar gemacht werden.

Krankheit und Verletzung
Nicht selten sind Depression, Krankheit oder Sucht Ausdruck einer systemischen Störung.
Bei Folgen von Trauma bzw. Gewalt und Missbrauch kann die Arbeit ebenfalls unterstützend wirken.

Dauer und Häufigkeit von Aufstellungen
Die Aufstellungsarbeit ist gleichzeitig Kurz- und Langzeittherapie. Kurzzeittherapie, da wir ein Anliegen auch nur einmal aufstellen, wenn wir dabei zu einer Lösung gekommen sind. Langzeitherapie, weil diese Lösung oft auch ihre Zeit braucht, bis sie sich in der Seele voll entfaltet.
Die Wirkungsdauer einer Aufstellung kann recht unterschiedlich sein. Von " Soforteffekten" bis zu Prozessen, die sich über zwei bis drei Jahre erstrecken, ist alles möglich.
So ist auch die Frage "Wie oft darf bzw. sollte ich aufstellen?" schwer zu beantworten. Immer öfter trifft man Menschen, die schon zu allen möglichen Themen aufgestellt haben und es gibt auch den einen oder anderen, der sogar die Aufstellung als einen Ersatz für das eigene Handeln betracht. Im Gegensatz dazu hat Bert Hellinger am Anfang seiner Arbeit postuliert, dass eine einzige Aufstellung reichen würde (diese Meinung hat er offenbar inzwischen für sich revidiert).
Die Wahrheit liegt, wie so oft, dazwischen. Es ist aber in jedem Falle sinnvoll, nach einer Aufstellung die Lösung in der Seele einsinken zu lassen und nicht sofort wieder in äußere Aktion zu gehen. So kann sich durchschnittlich gesehen vielleicht ein halbes oder ein Jahr nach einer Aufstellung noch eine andere Schicht oder ein anderes Problem zeigen, dass ich dann bearbeiten möchte. Manchmal ist es jedoch so, dass sehr bald nach einer Aufstellung schon das nächste Problem sehr machtvoll an die Oberfläche steigt. Dann kann eine Aufstellung auch in kurzem Abstand sinnvoll sein.

Von Wahrheit und Wirklichkeit
Eine Familienaufstellung ist kein Lügendetektor. Sie zeigt uns die Wirklichkeiten in ihrer eigentlichen Bedeutung. Das, was in unserer Seele wirkt, ist unsere eigene "Wirk"-lichkeit. Das ist nicht immer identisch mit dem, was wir Wahrheit nennen.
Eine Frage, die sich in Familienaufstellungen gar nicht so selten stellt, ist beispielsweise: "Ist mein Vater wirklich mein Vater?" Tatsächlich ist es ja so, dass nach einer aktuellen Umfrage davon ausgegangen werden muss, dass mindestens 10 % aller Kinder "untergeschoben" sind. Eine Aufstellung kann hier keinen Vaterschaftstest ersetzen. Ich kann mit Hilfe dieses Instruments nur sehen, ob ich in meiner Seele meinem Vater als meinen Vater empfinde. In den allermeisten Fällen ist diese Empfindung zwar richtig und entspricht dem, was wir als die (biologische) Wahrheit empfinden. Es ist aber auch möglich, dass sehr starke Empfindungen in der Familie das gesunde Urteilsvermögen meiner Seele beeinflussen.
Ein Beispiel: Wenn die Mutter zum Beispiel den sehr starken Wunsch hatte, ein anderer Mann sei doch bitte der Vater des Kindes, dann kann es passieren, dass dieses Kind sich wirklich so fühlt, als ob dieser andere der Vater wäre. Es gilt also, behutsam umzugehen mit dem, was sich in der Aufstellung zeigt.
In einem wie hier beschriebenen Fall wäre es sehr unklug, sofort den Vater zu konfrontieren mit dem, was sich vermeintlich herausgestellt hat. Zum einen zeigen sich oft auch ohne eigenes Eingreifen neue Fakten nach einer solchen Arbeit, zum anderen ist es nicht immer notwendig, im Außen etwas zu unternehmen. Es ist ein viel wichtigerer Schritt, das Bild, das für mich "wirk"-lich ist und dass mir gut tut, in mein Herz zu lassen.
Andererseits kann es aber auch sein, dass in der Aufstellung starke und stichhaltige Hinweise auftauchen, die ich auch in der Realität nachprüfen sollte. Ich habe zum Beispiel öfters erlebt, dass es in der Aufstellung Hinweise auf nicht bekannte Geschwister gab, die dazu führten, dass die Betroffenen Nachforschungen anstellten. In erstaunlich vielen Fällen bestätigen sich die Vermutungen.
Eine andere "Fehlerquelle" ist die Tatsache, dass es in der Seele einen anderen Zeitbegriff gibt. Dies führt in der Aufstellung manchmal dazu, dass bestimmte Themen nicht zweifelsfrei einer Generation zugeordnet werden können. So kann ein schweres Schicksal, das in der Aufstellung bei der Mutter gesehen wird, eventuell auch die Großmutter betroffen haben. Letzten Endes ist dies nicht Ausschlag gebend für die eigene Lösung.
Generell geht es bei der Aufstellungsarbeit nicht darum, wie ein Detektiv etwas herauszubekommen, sondern eine Lösung zu finden im Sinne des Sich-lösens.
Ein Problem löst sich nicht, indem ich es löse, sondern indem ich mich vom Problem löse!

Kombination mit anderen Therapieverfahren
Die Familienaufstellung lässt sich sehr gut mit anderen alternativen Therapieverfahren, beispielsweise mit der Klassischen Homöopathie oder energetischen Heilweisen kombinieren. Aber auch schulmedizinische Maßnahmen oder Psychotherapie, NLP, EMDR, Traumaarbeit bzw. Körpertherapie ergänzen sich gut. Sehr gute Erfahrungen habe ich auch in der Ergänzung mit der Kinesiologie und dem Schamanismus gemacht. Bei Trauma oder Missbrauchserfahrungen ist eine Kombination mehrerer Methoden oft besonders angezeigt, da so alle Ebenen des Körpers und der Seele erreicht werden können.
Gerade bei bestehenden Trauma- und Missbrauchserfahrungen ist es wichtig, die Erkenntnisse aus der Traumaforschung auch in der Aufstellungsarbeit zu berücksichtigen (Zeit nehmen, Re-Traumatisierung vermeiden, Ressourcen finden und ankern,...).

"Gegenanzeigen"
Es gibt Fälle, in denen eine Familienaufstellung nicht möglich oder nicht sinnvoll ist. Wenn zum Beispiel starker Drogenkonsum bzw. Psychopharma-Einnahme vorliegt, ist es zu prüfen, ob die Seele wirklich ausreichend erreicht werden kann. Bei starken Ängsten und Zwängen ist darauf zu achten, dass der äußere Rahmen genügend Sicherheit bietet. Das kann bedeuten, dass ich eine Begleitpersonen mitnehmen möchte oder dass ich bewusst keinen Tageskurs wähle, sondern eine längere Gruppe, sodass ich Zeit habe, genügend Vertrauen aufzubauen.
In allen diesen Fällen und bei psychiatrischen Vorerkrankungen ist es unabdingbar, vorher ein Gespräch mit dem Gruppenleiter zu führen!

Teilnahme mit dem Partner
Ist es sinnvoll, mit dem eigenen Partner zusammen zu einem Seminar zu kommen? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kann das gegenseitige Verständnis fördern, wenn klar wird, dass der andere seine eigenen Lasten zu tragen hat. Andererseits kann das, was in der Aufstellung sichtbar wird, auch als neuer Zankapfel missbraucht werden ("Du bist ja immer noch nicht von Deiner ersten Frau losgekommen..."). Hier muss jeder selbst entscheiden. Widerwillig "mitgeschleppte" Partner bieten keine gute Voraussetzung für ein Gelingen.

Teilnahme von Kindern und Schwangeren
Für Kinder bis zu einem gewissen Alter scheint es stimmig zu sein, wenn auch Eltern für ihre Kinder mitaufstellen können. Allerdings ist es oft so, dass, wenn die Eltern etwas für sich klären, viele Probleme der Kinder sich entsprechend auch lösen können.
Ungefähre Richtwerte für Aufstellungen für Kinder:
Bis zum Alter von ca. 12 Jahren evtl. auch ohne deren Wissen/Einverständnis
Bis zu ca. 16 Jahren mit deren Einverständnis
Ab 16 ist die Grenze erreicht, wo aus Kindern Erwachsene werden, die auch selbst für ihr Schicksal verantwortlich sind. Hier bedarf es des genauen Schauens, was sinnvoll ist.
Zur Frage, ob Teenager selber aufstellen können, kann ich nur meine eigenen Erfahrungen beisteuern. Nach diesen ist das sehr wohl möglich, aber nur, wenn diese wirklich selber wollen und nicht "geschickt werden".
Bei schwangeren Frauen wird oft ein Schaden für das Kind im Mutterleib befürchtet, wenn es zu starken Gemütsbewegungen während einer Aufstellung kommt. Hier muss jeder selbst abwägen. Tatsache ist jedoch, dass das Kind auch schon im Mutterleib dem herrschenden Feld in der Familie sowieso ausgesetzt ist und auch deren Verstrickungen. So kann es genauso auch von Lösungen profitieren. Gerade Themen mit der eigenen Mutter sind in der Schwangerschaft besonders dicht an der Oberfläche. Dies kann auch günstig sein
für eine Bearbeitung. Wichtig ist es allerdings, gerade hier auf Vermeidung von Retraumatisierung zu achten und natürlich nicht in der letzten Phase der Schwangerschaft aufzustellen.. Als Korrektiv
kann allgemein die Aufstellung des Kindes selbst dienen. Geht es ihm während der Aufstellung schlechter, könnte dies ein Hinweis auf eine Belastung sein und einen Abbruch nahe legen.

Anwendungsbereiche
Die Familien- und Systemaufstellung hat sich mittlerweile in vielen Bereichen bewährt. In den Bereichen Coaching, Beratung, Beruf und Finanzen, Mediation, Pädagogik, Sozialarbeit, Kreativität und Medien, Politik, Gesundheit, Therapie und Selbstentfaltung wird diese Arbeit mit großem Erfolg eingesetzt.
Im Bereich Gesundheit und Therapie sind es vor allem folgende Themenbereiche:
- wiederkehrende negative Lebensmuster
- Partnerschaft, Bindung, Trennung
- Eltern-Kind-Bindung, unterbrochene Hinbewegung zu Mutter/Vater
- psychosomatische Klärung, Sucht, Krankheit, Depression..
- .Kinderlosigkeit, Abtreibung, Adoption, Pflegschaft
- Verlust und Trennung, Tod
- Misserfolg in Leben bzw. Beruf-
- Kontaktprobleme
- Verletzung, Trauma, Gewalt, Missbrauch
- Probleme mit Geld, mit dem eigenen Platz, mit einem Erbe, einem Haus...

Weitere Themen
Die Aufstellungsarbeit wird mittlerweile für viele verschiedene Themenbereiche eingesetzt. Es können mit dieser Methode auch Fragen zu Beruf, Geld, Team, oder anderen Bereichen bearbeitet werden. Bei persönlichen Fragen, die berufliche Themen mit umfassen, so z. B. Fragen wie: "Warum habe ich keinen Erfolg? " Oder auch " Ich finde meinen Platz im Leben nicht " kann die Arbeit im Rahmen der Familienaufstellung ebenfalls sehr hilfreich sein. Fragen, die auf einer rein berufliche Ebene liegen, können ebenfalls mit dieser Methode bearbeitet werden, hier wird dann mit einer reinen Systemaufstellung an einer Lösung gearbeitet.
Auf rein berufliche und organisatorische Themen hat sich mein Partner Peter Jaruschewski mit dem Institut für System Coaching spezialisiert.
Es ist nicht nur möglich, Familienmitglieder aufzustellen, sondern auch andere Positionen oder innere Seelen- oder Körper-Anteile. So kann ich zum Beispiel auch "mich und mein Herz" oder "mich und die Zukunft" oder auch andere Elemente, ob abstrakte oder konkrete, aufstellen.
Oft zeigt sich, dass auch hier auf einer tieferen Ebene die Ordnungen meines Familiensystems Einfluss haben auf alle möglichen Bereiche meines Lebens. Es stellt sich vielleicht heraus, dass beispielsweise ein Konflikt zwischen mir und meinem Magen Verbindung hat zu einem Konflikt den ich mit meiner Mutter habe. Die Aufstellungsarbeit orientiert sich jedoch vor allem an dem, was sichtbar ist. Es kann also auch ganz anders sein, als im Vorgespräch seitens des Klienten oder des Beraters zunächst vermutet wird....

Aufstellung in Seminarform
In seiner ursprünglichen Form wird die Familienaufstellung in der Seminarform angeboten. Hier finden sich Menschen mit Lösungsanliegen, aber auch andere Interessierte, die nur als Stellvertreter fungieren wollen, zusammen, um gemeinsam einen Rahmen zu schaffen. Das Familienstellen ist jedoch keine Gruppentherapie im eigentlichen Sinne! (Zur Aufstellung in Einzelarbeit)
Meist wird in mehreren Runden gearbeitet, das heißt, der Reihe nach hat jeder Teilnehmer die Gelegenheit, sein Anliegen herauszuarbeiten und die wichtigen Fakten dazu zu äußern. Auch Fragen an den Seminarleiter können gestellt werden.
Der Leiter wird darauf achten, dass nur er bzw. sie Kommentare oder Rückfragen an den Klienten/Ratsuchenden richtet, nicht die anderen Gruppenteilnehmer. Im Grunde handelt es sich also eher um eine Einzelarbeit im äußeren Rahmen einer Gruppe.
Der Leiter wird dann vor der jeweiligen Aufstellung ein Gespräch mit dem Aufstellenden führen. Dabei geht es darum, die Frage möglichst prägnant und kraftvoll zu entwickeln und die Fakten, die wichtig sind, zu erfragen. Dazu gehören hier vor allem die "aktenkundigen Tasachen", also: Wer gehört zur Familie, wer fehlt eventuell oder ist ausgeschlossen, gibt es besondere Schicksale?
Oft ergeben sich schon hier erste Hinweise auf mögliche systemische Hintergründe des Anliegens.Manchmal stellt sich heraus, das die ursprüngliche Frage sich wandelt oder dass das Anliegen ein "unzulässiges" ist (wenn dies beispielsweise auf eine Einmischung in das Leben anderer hinauslaufen würde, beispielsweise, wenn Eltern für ihre bereits erwachsenen Kinder ohne deren Wissen und Beisein aufstellen wollen) oder dass vielleicht der Zeitpunkt noch nicht passend ist.
In Anschluss wird herausgearbeitet, ob die Herkunfts- oder die Gegenwartsfamilie aufgestellt wird, und welche Personen in der Aufstellung wichtig sind.
Die Stellvertreter werden vom Aufstellenden aus der Runde der Seminarteilnehmer ausgewählt. Dabei spielen Ähnlichkeit, Alter usw. der ausgewählten Teilnehmer keine Rolle. Es können sogar Männer Frauenrollen darstellen und umgekehrt. Offenbar kann jeder Stellvertreter sein, ohne dass es dafür besonderes Talent oder Übung erfordert. Es handelt sich offensichtlich um eine naturgegebene Fähigkeit des Menschen. Nach dem Aufgestelltsein empfange ich als Stellvertreter Gefühle, Körperempfindungen, Sätze oder auch Bilder der Person, die ich darstelle. Wie dies genau geschieht, ist noch nicht abschließend geklärt.
Stellvertreter fragen sich manchmal, ob sie nicht ihr eigenes Problem mit in die Aufstellung bringen. In der Tat ist es öfters so, dass ich für Rollen gewählt werde, die in Teilen Ähnlichkeit mit meinem eigenen Leben haben. Das hat aber in den allermeisten Fällen keinen negativen Einfluss auf die Aufstellung. Die Gefühle, die ich in meiner Stellvertreterrolle äußere, sind dennoch die "richtigen" an dieser Stelle, auch wenn ich selber in meiner Familie ähnliche habe.
Manchmal wird man in Rollen hineingewählt, in denen man scheinbar gar nichts fühlt. Das verunsichert unerfahrene Teilnehmer vielleicht. Aber es ist in der Tat so, dass dann dieses "Ich fühle nichts" die Gefühle des Dargestellten sehr gut widerspiegelt!
Der Eine oder Andere fragt sich, ob es möglich sei, dass man aus der Rolle nicht herausfindet. In all den Jahren habe ich selbst das so noch nicht erlebt. Gemeinhin reicht die Aufforderung "Geht aus den Rollen" des Leiters aus. Manchmal, bei schweren Aufstellungen, die ohne gute Lösung enden, bleibt eine Rolle noch ein bisschen - der Leiter kennt entsprechende Rituale, um nach der Aufstellung sicher wieder die Rolle zu verlassen.
In bestimmten Fällen entsteht der Eindruck, jemand käme nicht aus einer Rolle heraus. Bei Nachfragen stellt sich dann heraus, dass ein Stellvertreter einfach in Resonanz getreten ist zu einem ähnlich gelagerten Problem in seiner eigenen Familie, dass nun ebenfalls an die Oberfläche drängt. Der Leiter wird Möglichkeiten finden, dieses Thema anzusprechen und gegebenenfalls sogar gleich zu bearbeiten.
Kann ich mir schaden in einer Rolle? Der Seminarleiter wird darauf achten, dass Überforderung körperlicher und geistiger Art vermieden werden. Bei eigener Schwäche stellt sich manchmal heraus, dass ich mich in einer anderen Rolle plötzlich auch stark fühlen kann.
Einzig bei schweren Kreislaufproblemen oder körperlichen Schäden, die mich vom Stehen abhalten, ist vom Stellvertreter sein abzuraten. Aber auch in solchen Fällen können Lösungen gefunden werden. So kann man auch im Rollstuhl aufgestellt werden oder setzt sich bei körperlichen Beeinträchtigungen eben auf einen Stuhl.

Vom Nutzen des Stellvertreter-Seins
Stellvertreter zu sein, ist eine wunderbare Möglichkeit, "in den Schuhen eines anderen zu gehen", neue Sichtweisen und Gefühle kennen zu lernen. Die Lösungen, die gefunden werden können auch für mich persönlich wichtig sein. Mein Menschsein kann so eine Vertiefung erfahren.
Ich selbst habe in wichtigen Fragen allein durch das Stellvertreter sein für andere gute Lösungen für mich selbst gefunden, ohne dazu selber aufzustellen.
Wenn jemand noch nicht sicher ist, ob eine Familienaufstellung für ihn das richtige wäre, ist dies auch eine gute Möglichkeit, "reinzuschnuppern".

Der Prozess der Aufstellung
Nachdem die Stellvertreter vom Klienten aufgestellt wurden, beginnt der eigentliche Prozess der Aufstellung. Umstellungen und lösende Sätze sowie kleine Rituale stellen eine neue, gelungene Ordnung her, die dem Ratsuchenden einen besseren Platz im Familiengefüge gibt. So wird Kraft frei für das eigene Leben. Unangenehme Gefühle oder Lebensmuster, die wir für andere Systemmitglieder tragen, werden in Achtung zurückgegeben.
Unterbrochene Hinbewegungen
Ein wichtiger Punkt in einer Aufstellung oder ergänzend dazu ist auch die Aufnahme einer möglicherweise unterbrochenen Hinbewegung zu Mutter oder Vater. Oft ist diese ursprüngliche Hinbewegung zu den Eltern in den ersten Lebensjahren gestört worden. Sie kann auch nachträglich in das Ziel gebracht werden ("Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit"). Neurotische erscheinende Lebensmuster, z.B. Suche nach Nähe und Zuwendung und daran anschließend Abwendung, kurz bevor ich am Ziel wäre, deuten auf eine solche Störung hin und können sich langsam lösen. Diese Störungen können sich gerade in der Partnerschaft, aber auch in allen anderen Bereichen auswirken.

Ende der Aufstellung
Die Aufstellung kann auf mehrere Arten enden. Entweder mit einer guten, gelungenen Lösung, mit dem Abbruch in einem spannungsgeladenen Moment oder auch mit einem Abbruch, weil sich derzeit keine Lösung finden lässt.
Zwar ist das Erste für alle Teilnehmer zunächst am wohltuendsten, das heißt aber nicht, dass dieses Ende auch die beste Wirkung hätte. Ich selbst habe auch sehr gute Wirkungen abgebrochener Aufstellungen erleben dürfen, teils vielleicht sogar noch stärkere. Der Satz: "Hier kann ich momentan nichts machen" kann den Teilnehmer in eigene Prozesse führen und seine ganz eigene Lösung "anschieben".
Manchmal ist es so, dass ein Familiengeheimnis die Lösung erschwert oder verhindert, manchmal fehlen schlicht und einfach Informationen, manchmal ist die Seele noch nicht "hinterhergekommen" bei der Lösungsfindung der Aufstellung und braucht mehr Zeit.
Grundsätzlich ist aber jede Aufstellung eine abgebrochene, denn das Leben entwickelt sich in jedem Falle permanent weiter. Das heißt, das jetzt gefundene Lösungsbild ist nicht statisch, schon bald danach, vielleicht am nächsten Tag sogar, würde man ein neues Bild finden.

Integration der Lösung in den Alltag
Nach der Aufstellung wird der Leiter darauf achten, dass vielleicht noch offene Fragen geklärt werden und er gibt möglicherweise Hinweise für eine Integration in den Alltag, wenn dies nötig erscheint. Oft jedoch liegt das weitere nun wieder ganz in der eigenen Hand. In der für sein eigenes Leben abzunehmen.

Gibt es in den Tagen nach der Aufstellung doch einmal Probleme oder Fragen, stehe ich für ein Gespräch oder evtl. auch eine "Nacharbeit" bereit.

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